Warum Fassadenbegrünung mehr als nur eine natürliche Klimaanlage ist

Am Häuschen auf der Land oder am XXL-Hochhaus - Fassadenbegrünung hat vielerlei positive Effekte.

Am Häuschen auf der Land oder am XXL-Hochhaus – Fassadenbegrünung hat vielerlei positive Effekte. Auch und gerade bei sommerlicher Hitze. Foto: Pixybay/AngelikaGraczyk

Hochsommer, die Sonne brennt, nicht nur in der Stadt wird es brütend heiß. Gründe für die Hitze sind vielfältig und es hängt längst nicht alleine an dem glühenden Planeten, der uns mit Wut seine Kraft verspüren lässt. Doch, was schafft Abhilfe? Die Antwort heißt: Grünpflanzen, so viel wie möglich. Im besten Fall gehört eine Fassadenbegrünung dazu. Diese wirkt wie eine natürliche Klimaanlage.

Straßen, Plätze, Wohn- und Bürogebäude – der Mensch neigt dazu, alles sprichwörtlich vollzupflastern. Grünzeug schien lange Zeit ein Erzfeind insbesondere des urbanen Menschen zu sein. Bloß nicht zu viel davon, schließlich macht das ja auch jede Menge Arbeit! Und davon möchte der Hausbesitzer – Stichwort Schottergarten – bis zum nach strengem Plan verplanten Bauhofmitarbeiter bloß nicht zu viel haben. Während viele Besitzer von steinreichen Vorgärten noch nicht so ganz die Nachteile der Garten-Un-Gestaltung verstanden haben, sehen Städteplaner ein, nein, gleich mehrere Probleme dieser Betonwüsten, die sich Städte nennen.

Doppelt so viele heiße Tage als im ländlichen Raum und bis zu 10 Grad Celsius höhere Temperaturen, nachts kaum Abkühlung, dazu noch vollgelaufene Keller oder Überschwemmungen bei Starkregen, der allenfalls noch in die Kanalisation ablaufen kann – oder auch nicht, da zu viel zugebaut -, weil Grünanlagen fehlen. Schwammstadt heißt hier eine der Gegenoffensiven. Wasserrückhalt durch entsprechende Sammelbecken und, richtig, durch mehr Grünpflanzen. So sollen mit diesem städtebaulichen Konzept mehr Bäume gepflanzt werden, mehr Fläche entsiegelt und begrünt werden. Idealerweise wird das Ganze großteils durch wie in einem Schwamm gesammelten Regenwasser bewässert.

Die lange verpönte, einst sehr übliche Fassadenbegrünung kann ebenfalls ein wichtiger Teil der Lösung sein. Stadtweit, an unschönen Betonwänden, aber auch für eine Hausfassade im ländlichen Raum. Ob Stadt oder Land: Das verbesserte Mikroklima durch eine Fassadenbegrünung ist immens. Und die Wirkung ist vielfältig.

Im Folgenden gibt es mehr Informationen zu den Vorteilen einer Fassadenbegrünung.

Fassadenbegrünung gegen Hitze

Die Sommer sind heiß. Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Da kommt eine grüne Fassade genau richtig. Denn, so der Nabu, eine Hauswand kann sich durch Sonneneinstrahlung auf bis zu 60 Grad im Sommer erhitzen. Diese Wärme – siehe die heißen Innenstädte – gibt sie an die Umgebung ab. Und auch nach innen dringt diese Wärme, was die Räume aufheizt. Eine begrünte Fassade jedoch, heizt sich auf maximal 30 Grad auf. Das ist gut für den Innenraum wie die Umgebungsluft.

Eine grüne Fassade kühlt sogar. Dies ist der Fall durch das kontinuierliche Verdunsten von Wasser durch die Blätter. Der Effekt wird daher auch ‚Verdunstungskälte‘ genannt.

Grüne Fassade isoliert

Immergrüne Pflanzen an der Fassade haben eine isolierende Wirkung. Der Grund ist einfach, denn die geschützte Fassade kühlt bei sinkenden Temperaturen nicht so schnell aus.

Langlebige Fassaden durch Begrünung

Immergrüne Fassadenbegrünung schützt sogar etwas vor winterlicher Kälte. Der sommergrüne Wilde Wein schützt aber wenigstens vor sommerlicher Hitze im Haus.

Immergrüne Fassadenbegrünung schützt sogar etwas vor winterlicher Kälte. Der sommergrüne Wilde Wein schützt aber wenigstens vor sommerlicher Hitze im Haus. Foto: Pixabay/herbert2512

Hitze, Kälte, Schmutz – all das greift die Fassade an. Begrünte Fassaden sind geschützter und dadurch langlebiger. Zudem kann man sich – zumindest bei immergrünen Fassaden – einen regelmäßigen Anstrich sparen.

Dass Fassaden durch Begrünung mit sogenannten Selbstklimmern Schaden nehmen, ist eher ein Mythos, wenn diese vor der Begrünung intakt war. Es stimmt, zwar die Behauptung, die besagt: wenn selbstständig kletternde Pflanzen wie Efeu auf schadhafte Stellen stoßen, diese durch ihre Triebe weiter schädigen können. Doch in so einem Fall sollte die Wand vor der Bepflanzung definitiv saniert werden. Eine intakte Fassade dagegen nimmt keinen Schaden bei einer Fassadenbegrünung. Ein regelmäßiger Schnitt verhindert zudem, dass Fenster oder Regenrinnen zuwachsen. Letztere können insbesondere durch Selbstklimmer und Schlingpflanzen Schaden erleiden.

Begrünte Wände sind Schmutzfänger

Wie Studien ergeben haben, fangen begrünte Wände Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon vor dem Fenster ab. Sie bauen zudem Kohlendioxid ab und produzieren Sauerstoff. So wird das eigene Haus zum Mini-Luftkurort.

Übrigens: Auch Lärm wird durch die Fassadenbegrünung reduziert.

Geeignete Pflanzen

Ganz einfach wird die Fassadenbegrünung mit den Selbstklimmern. Neben Efeu und Wildem Wein zählt hier auch die Kletterhortensie zu den gerne verwendeten Pflanzen.

Seilsysteme oder Gitter sind für die vielen anderen, geeigneten Kletterpflanzen nötig. Hierunter zählen die Akebie, Blauregen, Jelängerjelieber, Kletterrosen/Rambler, Echter Wein, etc.

Eine Pflanzenliste zur Fassadenbegrünung und ihre jeweiligen Ansprüche an mögliche Ranksysteme gibt es hier. https://www.mainzer-stiftung.de/fileadmin/user_upload/pflanzenliste_fassadenbegruenung.pdf

Gut für die Artenvielfalt

Wenn Kletterpflanzen wie Efeu blühen, dann sind sie eine gute Nahrungsquelle für zahlreiche Insektenarten. Wenn sie Früchte tragen, dann begeistern sie auch zahlreiche Vogelarten, die zudem nur allzu gerne an den Kletterpflanzen auf Insektenjagd gehen. Wird der ab abends blühende Kletterer Jelängerjelieber gepflanzt, dann hat der Hausbesitzer herrlichen Duft rund ums Haus und es werden Nachtfalter angelockt, die wiederum Fledermäuse mit Nahrung versorgen.

Im unten verlinkten Kurzvideo wird eine Untersuchung aus Shanghai vorgestellt. Diese belegte, dass die Artenvielfalt in Kletterpflanzen an einem Hochhaus ein Vielfaches höher ist als in einem benachbarten Park. Und dies, obwohl das Hochhaus erst teilweise bewachsen war.

Grüne Fassaden sind nachhaltig für Stadtbegrünung

Der Mailänder "Bosco verticale" ist eine besondere Form der Fassadenbegrünung. Seine Bewohner schätzen die gute Luft und die Abkühlung durch die an die Fassade gepflanzten Bäume und Sträucher.

Zwischen den zwei verglasten Hochhäusern fällt der Blick auf den Mailänder „Bosco verticale“, den vertikalen Wald. Seine Bewohner schätzen die gute Luft und die Abkühlung durch die an die Fassade gepflanzten Bäume und Sträucher. Foto: Pixabay/babak20

Es gibt heute einige Systeme, mit denen Fachleute auch mehrgeschossige Gebäude begrünen können. Und dies mit erstaunlichen Ergebnissen, wie das Video von mehreren Fassadenprojekten zeigt. Zu sehen sind Projekte, die wissenschaftlich begleitet werden. Tatsächlich mit dem Ergebnis: Weniger Feinstaub, Kühlungseffekte und Förderung der Artenvielfalt.

Förderprogramme für grüne Fassaden

Zahlreiche Gemeinden bieten eine finanzielle Unterstützung bei der Errichtung einer begrünten Fassade. Die Stadt Frankfurt etwa hat ein Förderprogramm „Klimaanpassung“, die Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen, so auch die Fassadenbegrünung bezuschusst. Dabei werden bis zu 50 % der förderfähigen Kosten übernommen. Dies können bis zu 50.000 Euro pro Einzelmaßnahme sein.

Auch in u.a. Mainz, Koblenz, Mannheim, Hannover, München, Neuss, Siegen, Halle (Saale) oder Hamburg gibt es Fördergelder für die Fassadenbegrünung. Die Programme sind recht unterschiedlich, in der Regel muss die Maßnahmen der Fachmann durchführen. Ein bundeseinheitliches Programm gibt es nicht.

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