Gas- und Ölheizung ab 2024 verboten? Gesetzentwurf mit weitreichenden Folgen
Zwei Nachrichten schlagen ein, wie die sprichwörtliche Bombe: Ölheizungen und Gasheizungen sollen verboten werden und die EU verabschiedet eine Sanierungspflicht für Wohnhäuser. Der Wunsch von Klima- und Wirschaftsminister Habeck: Millionen von Wärmepumpen, generell Erneuerbare, stattdessen. Was der Gesetzesentwurf vorsieht, was die Alternativen sind, warum es im Bestand nicht mit einem Heizungstausch getan ist, warum Millionen von Mietern (auch) die Zeche zahlen, wie viel mehr an Strom nötig ist, was Kritiker sagen und was uns die EU mit „Fit für 55“, einer Sanierungspflicht, auch noch aufbürdet.

Dunkle Wolken ziehen auf, wenn es um die Zukunft von Öl- und Gasheizungen geht. Foto: jplenio/Pixabay.com
Was ist im Gesetzesentwurf geplant?
Bereits im Koalitionsvertrag wurde festgelegt, dass Neubauten ab 2025 ihre Energie zu 65 Prozent aus Erneuerbaren gewinnen sollen. Dieses Datum will Wirtschaft- und Klimaminister Habeck auf den 1.1.2024 vorziehen.
Mehr noch, was einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen hat: Auch alte Öl- und Gasheizungen sollen unter diesen Gesetzesvorschlag fallen. Sie sollen bis spätestens 2045 ausgetauscht werden. Die Vorgabe: Alles, was 30 Jahre alt ist, muss auf die 65-Prozent-Regel umgebaut oder durch eine Heizung, die als „Erneuerbar“ gilt, ausgetauscht werden. Bis dato galt lediglich eine Austauschpflicht für alte Standardkessel nach 30 Jahren. Modernere Brennwerttechnik war von dieser Pflicht ausgenommen. Die überwiegende Art der Öl- und Gasheizungen. Diese zählen nun ebenfalls zu den zukünftig verbotenen Heizanlagen, es sei denn sie werden eben rechnerisch auf 65 Prozent Erneuerbare aufgerüstet. Die einzig praktikable Lösung wäre ein sogenanntes Hybridsystem. Der Kessel würde 1/3 der Heizarbeit übernehmen, eine zusätzliche Wärmepumpe den geforderten Rest.
Soll eine Wärmepumpe nur halbwegs effizient laufen, dann muss das Haus gedämmt werden, das Dach ebenfalls, müssen Fenster erneuert und effiziente Flächenheizungen eingebaut werden. Denn ein normaler Heizkörper wird mit den niedrigen Temperaturen, die für Wärmepumpen als Vorlauf angedacht sind – und diese erst effizient machen –, gar nicht warm werden.
Theoretisch dürfte so ein Kessel dann auch weiter alleinige Wärmequelle sein. Der Brennstoff müsse dann Biogas sein oder grüner Wasserstoff (mit denen man Gasheizungen theoretisch nach Umbau befeuern kann); zwei Energieträger, die praktisch nicht auf dem Markt sind und wenn, dann viel zu teuer.
Die Alternative zur Wärmepumpe sind Biomassekessel, sprich Scheitholzheizungen, Hackschnitzel-Heizungen oder Pelletsheizungen. Letztere haben in 2022 einen wahren Run ausgelöst, weil viele Hausbesitzer mit Ölheizungen auf diese Alternative umgestiegen sind und nach wie vor in hoher Zahl umsteigen. Wobei Hackschnitzelheizungen eher für größere Objekte geeignet sind. Der Brennstoff benötig dabei jede Menge Lagerkapazitäten.
Und dann gibt es noch die Möglichkeit der Fernwärme. Doch diese gibt es praktisch nur in Großstädten, was auch so bleiben wird, da es sich im ländlichen Raum nicht lohnen würde, diese zu installieren.
Mehr zum Thema Heizung in: „Heizsysteme im Vergleich“
Nicht nur Omas Häuschen ungeeignet für die (einfache) Transformation

Erneuerbare, Biomassekessel, Ökogas und vor allem Wärmepumpen sollen Öl- und Gasheizungen ersetzen. Foto: HarmvdB/Pixabay.com
Was in Neubauten mit bereits hohen Energiestandards – dicke Dämmung, Belüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung, etc. – sicher Sinn macht und umsetzbar ist, ist für die überwiegende Zahl der Altbauten eine Mammutaufgabe. 43 Prozent der Neubauten werden heute bereits mit Wärmepumpen beheizt. Wobei das mit dem Slogan „Wärmepumpe ist erneuerbar“ eine „Milchmädchenrechnung“ ist, da eine Wärmepumpe immer nur so öko ist, wie der Strom, der sie speist. Im ersten Halbjahr 2022 waren es laut Strom-Report 51,6 % des verbrauchten Stroms in Deutschland. Und dies war durch ungewöhnlich windreiche Monate schon rekordverdächtig, verglichen mit den Vorjahren und bis dato stockenden Ausbau der Windkraft. Hat sich der umweltbewusste Wärmepumpenbetreiber für die Buchung von reinem Ökostrom entschieden, dann ist er das auch nur auf dem Papier.
Dagegen ist der für Wärmepumpen selten geeignete Altbau – nicht nur das 50er Jahre Haus der Großeltern –, der vielleicht mal saniert werden möchte. Bereits Häuser aus den 1980ern, 1990ern und selbst jene um die Jahrtausendwende sind selten für eine Wärmepumpe geeignet. Ohne zusätzliche bauliche Maßnahmen. Und apropos blauliche Maßnahmen: Aufgrund der Lärmbelastung müssen Wärmepumpen mindestens von Nachbars Grundstück wegstehen.
Millionen von Mietern trifft es auch
Diese Problematik der ungeeigneten Häuser gilt auch für die Vielzahl von Mehrfamilienhäusern mit Millionen von Mietern. „Derzeit werden noch fast 80 Prozent der Wohnungen mit Öl und Gas beheizt, der Gesetzesentwurf bietet hier grundsätzlich eine Chance“, sagt die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbunds Melanie Weber-Moritz gegenüber BuzzFeed News. „Allerdings ist eine sozialverträgliche Ausgestaltung zentral, da ansonsten Mieterinnen und Mieter die Kosten des Heizungsaustausches alleine tragen müssen. Hier muss der Bundeswirtschaftsminister dringend nachbessern, ansonsten drohen soziale Verwerfungen“, warnt sie. Sehr wahrscheinlich zahlen Mieter dank der Modernisierungsumlage am Ende die Öko-Zeche.
Eine ganz andere Frage ist aber, wo werden die Wärmepumpen im dicht bebauten urbanen Raum installiert? Wo die PV-Anlage, die die Heizung möglichst kostenreduzierend unterstützt. Denn: In einem Mehrfamilienhaus ist das Verhältnis Bewohnerzahl, damit Stromverbraucher für eine große Wärmepumpe, ungleich ungünstiger als das Dach eines Einfamilienhauses.
Woher soll das Geld kommen?
Das Problem: Die Politik verspricht zwar Fördergelder – um 25 bis maximal 40 % liegen wie etwa die Zuschüsse zum zinsgünstigen Kredit der KfW –, nur: Woher soll das Geld für neue Heizsysteme, Solarthermie- und Photovoltaikanlagen kommen, wenn jemand beispielsweise in Rente ist? Rente und Eigenheim ist ja nicht gleichzusetzen mit wohlhabend. Eher ganz im Gegenteil, wenn man vom aktuellen Rentenniveau ausgeht und der vor der gestiegenen Inflation bereits grassierenden Angst vor Altersarmut ausgeht.
Und diese Rentner sind es, die mit einem Drittel aller Häuslebesitzer einen Großteil der Gebäude besitzt, die in die Jahre gekommenen sind. Laut dem Finanzfachmagazin AssCompact sind Immobilien in Deutschland im Schnitt 36 Jahre alt mit teils erheblichen Unterschieden je Bundesland. Im Saarland und vor allem im Osten sind sie besonders betagt und viele Gebäude haben eine entsprechend alte Heizung, deren Moratorium mit dem Gesetzentwurf eingeläutet ist.
Ein Bankkredit wird es gerade für die älteren Mitbürger in den allermeisten Fällen aufgrund des Alters nicht geben. Doch auch die jungen Familien, die sich gerade so ein Eigenheim finanziert haben – und noch längst nicht abbezahlt – können durch den neuen Gesetzentwurf ins Straucheln geraten.
Kritik von vielen Seiten
Der Eigentümerverband „Haus & Grund“ hat jetzt davor gewarnt, die Vorschriften für den Austausch alter Heizungen weiter zu verschärfen. Präsident Kai Warnecke mahnte, dass die Pläne, man könnte es auch Wünsche der Grünen nennen, für viele Eigentümer finanziell schwer zu verkraften seien. Nicht nur alte Menschen könnten die Anforderungen nicht umsetzen. Zumal es mit dem Austausch des alten Kessels gegen eine 20.000 bis 50.000 Euro teure Wärmepumpe nicht getan ist. Diese lässt sich nur effizient, und damit umweltfreundlich, betreiben, wenn das Haus auch hohen energetischen Anforderungen entspricht. Das bedeutet:
- Flächenheizung für einen geringen Temperaturvorlauf.
- Dach- und Fassadendämmung
- Moderne Fenster
- Die Sanierungskosten beziffert Warnecke für ein gängiges Einfamilienhaus auf 150.000 Euro.
Kommt hinzu: EU & „Fit for 55“ mit Sanierungspflicht
Am 14.3.2023 hat das Europaparlament ein Gesetz beschlossen, das sich „Fit for 55“ nennt. Das Papier zu einem neuen Energieprogramm heißt so, weil bis 2030 in der ganzen EU die Treibhausgas-Emissionen 55 Prozent geringer als 1990 sein sollen. Im Jahr 2021 war Deutschland bereits bei Minus 36 Prozent.
Eine Forderung der neuen Vorgabe für Hausbesitzer: Gebäude mit Effizienzstandard G, dem schlechtesten Standard, dürfen bis 2030 nicht mehr existieren. Sprich, sie müssten bis spätestens 2030 saniert sein. Heute entspricht dies etwa 15 Millionen Wohngebäuden in Europa, drei Millionen davon stünden alleine in Deutschland. Dann geht es weiter mit Energieeffizienzstandard D ab 2033. Dies entspricht einem Maximalverbrauch von 100 bis 130 kWh/m² im Jahr.
„Das ist Politik aus dem Wolkenkuckucksheim. Das ist weder bezahlbar noch umsetzbar“, beklagt Haus & Grund-Verbandschef Kai Warnecke gegenüber Bild. Der Verband befürchtet Kosten zwischen 15.000 und 100.000 Euro pro Wohneinheit. Eine Analyse von über 8.000 Immobilienanzeigen hat ergeben, dass lediglich 17 % der angebotenen Häuser Eine Effizienz von A+, A und B haben, 14 % wiesen einen Wert von D auf, alles darüber macht 60 % der angebotenen Häuser aus. (C wurde nicht angegeben, sollte rechnerisch 9 % ausmachen). Geht es nach der EU müssten demnach 60 % der Immobilienbesitzer bis 2033 Hand an das Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus legen.
Bis zum Jahr 2050 sollen laut „Fit for 55“ alle Gebäude klimaneutral sein. 120 Milliarden Euro soll es dafür jährlich an Fördergeldern geben.
Wie heizt Deutschland aktuell?
Laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie BDH wurde 2021 wie folgt geheizt:
- Öl-Kessel (Standardtechnik, die ältesten) 4,4 Mio. Gebäude
- Öl-Brennwerttechnik 0,8 Mio.
- Gas-Heizkessel (Standard) 6,4 Mio.
- Gas-Brennwerttechnik 7,6 Mio.
- Wärmepumpen 1,2 Mio.
- Biomasse-Kessel (z.B. Pellet- oder Hackschnitzelheizung) 0,9 Mio.
Damit machen Öl- und Gasheizkessel 19,2 Millionen aus. Von 21,3 Millionen installierten Wärmeerzeugern. Hinzu kommen etwas über 5 Millionen Haushalte, die Fernwärme nutzen. Dies sind etwa 7 Prozent der Haushalte in Deutschland.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Stand: 2019) sind 43,6 Prozent der Ölheizungen zwischen 1991 und 1997 installiert. Zum Teil heute also schon mehr als 30 Jahre alt. Bei Gas sind es sogar 46,2 Prozent, die in diesem Zeitraum installiert wurden. 19 Prozent der Kessel und 10 Prozent der Gasheizgeräte sind sogar noch älter. Ergo müssten nach und nach Millionen von Kesseln ausgetauscht werden. Jedes Jahr etwa eine Million.
Exkurs: Mythos Pelletheizung schadet der Umwelt

Alternative zu Öl und Gas: mit Pellets aus Abfallholz heizen ist umweltfreundlich. Foto: Mrdidg/Pixabay.com
„Pelletheizungen sind nicht klimafreundlich, zudem ist die Nutzung des Rohstoffs Holz schädlich für den Wald. Das sind die Befürchtungen vieler Sanierungswilligen. Die Sorge ist jedoch unbegründet. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Anders als bei einer Öl- oder Erdgasheizung gibt eine Pelletheizung nur so viel Kohlendioxid (CO2) an die Umwelt ab, wie das verfeuerte Holz vorher im Wachstumsprozess gebunden hat.“ So die Informationskampagne unter Zukunftaltbau.de Öl- und Gasheizungen indes – wie auch Gas und Kohle für die Stromproduktion – setzen zusätzliches CO2 frei, das unterirdisch gebunden war.
Für die Wärmeerzeugung werden zudem keine hochwertigen Hölzer, sondern Reststoffe aus der Holzverarbeitung verbrannt. Man muss wissen, dass in holzverarbeitenden Industrien wie der Möbel- oder Bauholzproduktion mehr als 30 Prozent Abfall je Stamm anfallen. Hinzu kommt Bruchholz und Käferholz stark grassierender Borkenkäferbefall). Dem Wald schadet die Pelletverbrennung nicht, in Deutschland wächst pro Jahr mehr Holz nach, als geschlagen wird. Selbst wenn weiterhin neue Anlagen in Häusern installiert werden.
Würde das Holz übrigens im Wald verbleiben oder, wie etwa Sägespäne kompostiert, dann würde identisch viel CO2 bei der Verrottung freigesetzt. Bayrische Forstbehörden sagen auf das Argument „dann lasst doch die Bäume besser stehen, weil das gut für die Umwelt ist“, dass sie einen Fälldruck wegen Überalterung haben. Viele alte Bäume müssen wegen Bruch- und Sturmbruchgefahr aus dem Wald.
Für wen sind Pelletheizungen oder Pelletkessel geeignet? Insbesondere für den Bestand, für ältere Immobilien (auch denkmalgeschützt), für die der Einbau einer Wärmepumpe unmöglich ist oder das Haus zum Kernsanierungsfall machen würde. Pelletheizungen oder Pelletkessel sind in ein vorhandenes Öl- oder Gasheizsystem problemlos zu integrieren. Lagerplatz für Pellets (trocken!) muss vorhanden sein.
Notfallverordnung für Erneuerbare: Artenschutz und Umweltverträglichkeit nichtig
Für den schnellen Ausbau der Windkraft hat auf Drängen der Bundesregierung wurde Ende 2022 eine Notfallverordnung erlassen. Diese besagt, dass Windkraftanlagen ohne Ausnahmen von der Artenschutzprüfung und der Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung für Erneuerbare Energien, Speicher und Netze vor errichtet werden können. Für Mensch, Tier und Umwelt könnte das desaströse Auswirkungen haben.
50 Prozent der Energieerzeuger in 2022 fallen bis 2030 weg
Die letzten drei AKWs werden, wenn es nach den Grünen geht, im Frühjahr 2023 endgültig abgeschaltet, sämtliche Kohlekraftwerke sollen bis spätestens 2030 folgen. Das hat die Ampelkoalition so beschlossen. Laut dem Bundesamt für Statistik (destatis) wurdem im 3. Quartal 2022 von Atomkraftwerken 14,1 Prozent, von Kohlekraftwerken 36,3 Prozent des in Deutschland heute benötigten Stroms produziert. Zusammen praktisch die Hälfte also.
Durch die sogenannte Stromangebotsausweitungsverordnung aus dem Jahre 2022 wurden alte Kohlekraftwerke reaktiviert – begrenzt zunächst bis 2024 –, wodurch 8,4 Prozent mehr Kohlestrom produziert wurde als 2021. Der Grund: Durch den Gasmangel wurde 11 Prozent weniger Strom mit Gas produziert und drei Atomkraftwerke fielen weg. Beides Anlagetypen, die deutlich umweltfreundlicher Strom produzieren, als Kohlekraftwerke. Wenn ab dem Frühjahr 2023 die letzten drei AKWs auch wegfallen und dieser durch Kohle ersetzt wird, wird die Stromversorgung Deutschlands noch umweltschädlicher, denn: Es wird viel diskutiert darüber, aber Erneuerbare werden derzeit wenig ausgebaut. Ein ausreichend großes Netz ist für ein Mehr an Strom in Deutschland nicht vorhanden.
Werden die geplanten 500.000 Wärmepumpen jährlich neu installiert, so lauten Kanzler Scholz‘ Pläne, wird erheblich mehr Strom benötigt wie noch 2022 und davor.
Wie viel Strom benötigen 500.000 neue Wärmepumpen?
Laut dem Wärmepumpenhersteller Bosch verbrauchen Wärmepumpen zwischen 4.320 kWh (Kilowattstunden) bis 6.720 kWh. Würden, wie Kanzler Olaf Scholz nach der Klausurtagung des Kabinetts im März 2023 jährlich 500.000 Wärmepumpen neu installiert, dann ist jede Menge mehr Strom nötig. Und dies ganz schnell.
Setzt man den Verbrauchswert einer Wärmepumpe niedrig an, dann rechnet man mit 12,4 kWh. Bei 500.000 Anlagen Zubau jährlich wären das 6,2 Millionen kWh oder 6.200 Megawattstunden (MWh). Am Tag und im ersten Jahr des Ausbaus. Ein mittleres AKW leistete am Tag 1.200 bis 1.400 MWh.
Nach neuen Plänen: Zwei Prozent der Landfläche für Windkraft
Mindestens zwei Prozent muss jedes Bundesland alleine für Windkraftanlagen bis 2032 ausweisen Quelle: Bundesregierung.de ). Eine aktuelle Windkraftanlage hat etwa einen Flächenverbrauch von einem halben Hektar und jede benötigt derzeit ein 12.000 Tonnen wiegendes Fundament aus Beton. Einer der energieintensivsten Baustoffe.
Über den Flächenverbrauch von Solarstromparks sagt die Regierung nichts. Neben den geforderten Anlagen auf Häusern, um das für 2030 gesteckte Ziel, 80 Prozent der Energieversorgung mit Erneuerbaren zu gewährleisten.
Unmengen an Solarfläche nicht nur für gewerbliche Produktion nötig

Alternative zu Ölheizung und Gasheizung? Erneuerbare Energien wie Solar. Für entsprechende Mengen ist der Flächenverbrauch allerdings hoch. Foto: PhotoMix-Company/Pixabay.com
Zu einem kürzlich eingeweihten Solarpark heißt es in der Sächsischen Zeitung: „Der Solarpark in den Gemeinden Doberschau-Gaußig und Göda misst knapp 72 Fußballfelder. Dahinter stehen gut 40 Hektar Fläche. ‚Mit einem Investitionsvolumen von etwa 23 Millionen Euro produziert diese Photovoltaik-Anlage mit mehr als 100.000 Solarmodulen grünen Strom für jährlich rund 10.500 Haushalte“, sagt Anumar-Prokurist Stefan Klink.‘“ Dr. Christoph Canne, Pressesprecher von „Vernunftkraft.Bundesinitiative für vernünftige Energiepolitik“ meldete aufgrund der Eröffnung eines 40 Megawatt leistenden Solarparks beispielhafte Kritik an. Mit 300 multipliziert – also 2.100 Fußballfelder oder 1.200 Hektar – ersetzen Solarpanels nur einen Reaktor eines Kernkraftwerkes, lautet seine Rechnung.
PV-Anlagen auf Feldern werden überwiegend am Boden montiert. Landwirtschaft ist hier nicht möglich. Es gibt aber auch Ausnahmen, sogenannte Agri-PV-Anlagen. Hier „schweben“ die Photovoltaik-Module 6 Meter über dem Grund. Darunter ist ein Anbau von Pflanzen möglich, die es eher halbschattig mögen. Diese Anlagen sind allerdings deutlich teurer als herkömmliche PV-Solarparks.
Alleine für Mecklenburg-Vorpommern seien 5.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche für Solarparks vorgesehen.
Klima ist nicht grenzenlos: Deutschland vs. China

China baut massiv die Kohlekraftwerk. aus. In einem Jahr wurden jetzt so viele Kohlekraftwerke gebaut, dass man damit ganz Großbritannien, damit wahrscheinlich auch Deutschland, versorgen könnte. Foto:
China ist der größte Emitter an Kohlendioxid auf der Welt. Und das Land im fernen Osten plant den Bau von mehreren 100 neuen Kohlekraftwerken. 2022 wurde dadurch alleine so viel Kraftwerke neu errichtet, das damit ganz Gr0ßbritannien mit Strom versorgt werden könnte. Im Schnitt werden derzeit laut finnischem Zentrum für Energieforschung CREA der Bau von zwei Kohlekraftwerken die Woche genehmigt.
Laut ZDF hat Deutschland von 1990 bis 2021 seinen CO2-Ausstoß um genannte 36 Prozent auf 377 Metatonnen reduziert. China hat im gleichen Zeitraum den Ausstoß um 362 Prozent auf 8.988 Megatonnen erhöht. Der Ausbau der Kohlekraft alleine im Jahre 2022 sowie der zukünftige Ausbau, der bis 2030 fortschreiten soll, nicht mit eingerechnet. Schon jetzt hat China mehr Kohlekraftwerke als alle anderen Länder der Welt zusammen.
China hat das Pariser Klimaschutzabkommen zwar unterzeichnet, laut Tagesschau betont deren Regierung aber auch, dass Klimaschutzmaßnahmen an die Notwendigkeiten der Wirtschaft angepasst werden sollen.
Sollte Deutschland irgendwann tatsächlich klimaneutral sein, dann sind die CO2-Emissionen, die eingespart werden, im Vergleich zum chinesischen CO2-Ausstoß nichts. Alleine durch den Zubau in China in den letzten und den folgenden Jahren. Erneuerbare machen in China übrigens lediglich 10 Prozent der Stromproduktion aus.
„Energiepolitik Deutschlands: Dümmste der Welt“
„World`s Dumbest Energy Policy“ titelte das renommierte Wall Street Journal. Allerdings bereits lange vor der Ampelregierung in 2019. Das war der Zeitpunkt, zu dem der Ausstieg aus den zuverlässigen AKWs feststand, über Gas, Kohle und Erneuerbare in der Politik sehr vage diskutiert wurde.
Während gebetsmühlenartig von der Politik und Energie-Influencern so Sprüche wie „einer muss ja mal mit der Energiewende anfangen“ oder „das wird dann Nachahmer finden“ trifft man nicht auf Anerkennung auf internationalem Parkett. Zumal viele Länder, auch in der EU, das Gegenteil von Deutschland machen: Sie bauen die Atomenergie aus.
Kritik aus vielen Lagern
Viele namhafte Kritiker sagen: Nicht machbar, mehr Vorlauf oder gar Träumerei. Bayerns Handwerk-Boss Franz Xaver Peteranderl etwa zu BILD: „Das Gesetzesvorhaben ist wirtschaftspolitischer Unsinn. Es ist in der Kürze der Zeit weder personell noch technisch umsetzbar und auch nicht zu finanzieren. Dafür braucht es einen jahrelangen Vorlauf.“ 250.000 Stellen für relevante Gewerke fehlten schon vor den massiven Ausbauplänen und sind aktuell nicht besetzt. Dabei erwähnt er nicht einmal die unzähligen Windkraftspezialisten, die für den Ausbau nötig wären.
Gerd Landsberg, Chef des Deutschen Städte- und Gemeindebunds zum Plan der Verbote und praktisch nur noch auf Erneuerbare zu setzen: „Das Ziel kann ich nachvollziehen, die Umsetzung ist aber unrealistisch.“ Seine Forderung Richtung Habeck: „Wir brauchen in der Politik weniger Träumerei, mehr realistische Ziele!“
Der CDU-Vize Andreas Jung warnt: „Die Ampel fährt die Wärmewende vor die Wand“. Und CDU-Energie-Experte Mark Helfrich konstatiert: „Habecks Verbotsgläubigkeit erreicht jetzt den deutschen Heizungskeller“ und überfordere viele Menschen kostenmäßig. Helfrich arbeitete vor seiner Wahl in den Bundestag jahrelang in der Energiewirtschaft.
Chef des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) und langjähriger Bundestagsabgeordneter, Ingbert Liebing, schlägt dagegen vor „Besser wäre, endlich die kommunale Wärmeplanung an den Start zu bringen und so die Voraussetzung für örtlich angepasste Klimamaßnahmen zu schaffen, die wir entschlossen und günstiger als im Gesetzentwurf vorgesehen schaffen wollen“. Kommunale Wärmeplanung sieht vor, dass jede Kommune vor Ort individuell Lösungen auf Basis unterschiedlicher, regional geeigneter Erneuerbare, eventuell Biomasse einsetzt, Prozessabwärme, Nahwärme, usw. eben alles Quellen, die direkt, vor Ort Wärme für die Anwohner produzieren. Kostengünstiger, ohne aufwändigen Netzausbau.
Das Kind mit dem Bade… oder hohe Energiekosten vertreiben Großfirmen

BASF, hier der Anblick des Hauptwerks in Ludwigshafen von der Hafenseite, verlagert Produktion wegen hoher Stromkosten. Viele werden folgen. Foto: Nadine1605/Pixabay.com
BASF ist einer der größten Arbeitgeber Deutschlands und mit seinen teils energieintensiven Produkten der größte Energieverbraucher Deutschlands. Aber auch der größte Chemiekonzern der Welt mit Hauptsitz in Deutschland. Die Konsequenz ganz aktuell: BASF hat Teile seiner Produktion in Ludwigshafen stillgelegt und streicht 2.600 Stellen weltweit, die Hälfte davon in Deutschland. Beides, um den Verlust im Geschäftsergebnis durch immense Energiekosten zu reduzieren. Diese hätten sich 2022 um 3,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Bereits hierzulande eingestellt ist die energieintensive Ammoniak-Produktion. Ammoniak ist eine Stickstoff-Wasserstoff-Verbindung die unter anderem für die Herstellung von Düngemitteln, Kunststoff und Synthetikfasern nötig ist. Aufgrund seiner hohen Energiedichte ist er brisanterweise auch als Stoff für umweltfreundlicheren Schiffsfrachtverkehr und für die Stromerzeugung. Brisant, weil Deutschland Alternativen zu Kohle und Co. fehlen.
Als weitere Konsequenz baut der Chemiekonzern seine Standorte in China aus. Die energieintensive Ammoniak-Produktion wird dann dort stattfinden.
Bei vielen anderen Unternehmen aus der Chemieindustrie sieht es nicht anders aus. Und laut Handelsblatt schlägt ebenso die Automobilindustrie mit all seinen Zulieferern Alarm. Zehn Prozent der Mitgliedsunternehmen im Verband der Automobilindustrie VDA hätten laut dem Blatt bereits in 2022 Liquiditätsprobleme angemeldet. „Die Hälfte unserer Mitglieder hat deshalb bereits geplante Investitionen gestrichen oder verschoben – und mehr als ein Fünftel verlagert nun ins Ausland,“ heißt es im Handelsblatt von VDA-Chefin Hildegard Müller. Locken würden hier unter anderem die USA in die etwa Audi seine Elektroauto-Produktion verlagert oder der Industriegasehersteller Linde seine Wasserstoff-Produktion.
Die Automobilindustrie ist Teil der Schlüsselindustrie Deutschlands, der Stahlproduktion. Mengenmäßig ist Deutschland der achtgrößte Stahlproduzent. Laut Wirtschaftsvereinigung Stahl hat die Branche 80.000 Beschäftigte. „Studien zur volkswirtschaftlichen Bedeutung zeigen für Deutschland, dass jeder Euro zusätzliche Wertschöpfung in der Stahlindustrie rund 2 Euro Wertschöpfung in vorgelagerten Branchen generiert. Empirisch belegt ist zudem, dass jeder Arbeitsplatz in der Stahlindustrie mit fünf bis sechs weiteren Beschäftigten in Zulieferindustrien verbunden ist,“ heißt es auf der Internetseite des Verbandes. Weiter heißt es, dass die Produktion in Deutschland weltweit zu den besten Bedingungen für Mensch und Umwelt produziert wird. Die steigenden Energiepreise und die unsichere Zukunft, gefährden zahlreiche Industriebereiche.
„Deutschland droht Deindustrialisierung“
So titelte der Nachrichtensender n-tv in einem Beitrag vom November 2022 . In dem Beitrag berichtet der Ifo-Ökonom Oliver Falck, dass die Energiekosten etwa für die Automobilbranche, die Chemieindustrie oder den Maschinenbau bei harmlos klingenden Kosten zwischen 0,8 und 3,1 Prozent lagen. Aber weiter diagnostiziert er: „Trotzdem kann ein starker Preisanstieg bei der Energie die Wettbewerbsfähigkeit gerade von denjenigen Branchen beeinträchtigen, die im harten internationalen Wettbewerb stehen und ohnehin schon wettbewerbsbedingt relativ geringe Umsatzmargen realisieren.“ Auch Falck erwartet „vorübergehende Produktionseinstellungen und die Verlagerung besonders energieintensiver Produktionsschritte ins Ausland.“
Bürger und Industrie brauchen dringend Lösungen. Ein Heizungsverbot ohne zahlbare und funktionierende Alternativen und ein steter Energiepreisanstieg, der die Industrie schwer trifft, kann es nicht sein. Einfach nur auf Strom von unzuverlässigen Erneuerbaren zu setzen, für die es kein geeignetes Netz gibt, funktioniert nicht. Dazu hat man vergleichsweise umweltschädlichen Kohlestrom und einen Bestand an Gaskraftwerken, deren Zukunft ob der Lieferungen aus dem Ausland sehr vage ist. Noch größere Armut und eine bedenkliche Deindustrialisierung können schnell die Folge sein. Und dann, das wird stets bei der aktuellen Politik vergessen: Sinken die Einnahmen, dann stocken auch die gigantischen Ausbaumaßnahmen, um die gewünschten Energie- und Dekarbonisierungsziele zu erreichen.
Ohne AKWs keine Energiewende durch Erneuerbare?

AKWs vor dem Aus in Deutschland, obwohl zu Erneuerbare von der EU gezählt. Foto: wostemme/Pixabay.com
Tschechien, Ungarn, Slowenien, Bulgarien, die Slowakei, Frankreich, Großbritannien und natürlich China – diese und viele weitere Länder planen, neue Atommeiler zu bauen. Finnland, Großbritannien oder Frankreich sind gerade dabei. China, wie übrigens auch ein Projekt in Deutschland, forscht an Fusionsreaktoren. So ein Reaktor ist so groß wie eine Garage und kann 100.000 Menschen mit Strom versorgen. Erste ausführliche Tests laufen im Land der aufgehenden Sonne.
Fusionsreaktoren sind weitaus weniger gefährlich als die deutschen AKWs, die weltweit als die sichersten gelten. Sie sind kleiner, benötigen noch weniger Fläche, können womöglich sogar mit Atommüll betrieben werden.
Und, nur noch mal kurz zu der Effektivität der AKWs: Der 13 Millionen Einwohner zählende Freistaat Bayern versorgt die Hälfte seiner Bewohner mit Strom aus nur einem AKW, Isar 2. Zugegeben, Erneuerbare spielen im Freistaat eine geringere Rolle, wobei Bayern, wie ein Großteil Deutschlands, nicht unbedingt für Windkraft geeignet ist.
Einnahmen des Bundes vs. Neuverschuldung
Nur zwei Zahlen: Bund, Länder und Gemeinden nahmen laut Bund der Steuerzahler 2021 884 Milliarden an Steuern ein. Ein Plus von 7,1 Prozent. Gleichzeitig stieg die Neuverschuldung auf über 1.550 Milliarden Euro. Dabei hat der seit anderthalb Jahren beschlossene, sehr teure Ausbau von Erneuerbaren noch gar nicht begonnen. Und die großzügigen Zuschüsse oder Fördergelder – aus Steuereinnahmen oder eben kreditfinanziert –, für Bürger und Unternehmen sind noch nicht gezahlt. Und dies in Zeiten, in denen das Finanzministerium unter Christian Lindner eine erneute Schuldenbremse einführen möchte. Wo due Milliarden Subventionen für Erneuerbare da herkommen sollen? Man weiß es nicht.
Erneuerbare kopflos und verpflichtend ist falsch
Kopflos geht nichts. Es müssen Innovationen gefördert und diese bei einem Umbau der Energieversorgung Deutschlands dann auch genutzt werden. Mindestens aber das Stromnetz und die Stromproduktion ausgebaut werden, ehe man irgendwelche Verbote Bürgern und Unternehmen aufbürdet oder neue Austauschpflichten einführt. Auch, wenn Ausnahmen von der Tausch- und Modernisierungspflicht in den Raum gestellt werden, bei denen Erneuerbare nicht eingebaut werden müssen.
Ansonsten würde man agieren wie ein erfolgreicher Unternehmer mit florierendem Geschäft, der seine ganze Produktion abschaltet, weil er den Plan hat, eine neue Produktionsanlage zu bauen. Nur umgekehrt macht es Sinn. Auch und gerade in Sachen Energiewandel in Deutschland.
Nur Erneuerbare? Ohne AKWs geht es nicht. Da sind sich alle Kritiker – und Politiker, wie auch grüne Parteien im Ausland – einig. Nachhaltigkeit muss vor Ideologie stehen. Dann klappt es auch mit dem Wechsel auf eine CO2-ärmere Energieproduktion. Die noch nicht gleich nach dem Abschalten unbrauchbar gemachten Atomkraftwerke müssen weiterlaufen. Endlagerdebatte hin oder her.
Übrigens: Wenn Produkte wie jede Menge energieintensiver Stahl, der einfach benötigt wird, im Ausland produziert werden, dann verlagert das ein Problem und beseitigt es nicht. Wobei die Stahlindustrie in Deutschland bereits nach Lösungen für „grünen Stahl“ arbeitet. Der Plan: Durch Erneuerbare Wasserstoff produzieren. Doch von heute auf morgen geht das nicht. Diese Zeit sollte man diesen und anderen Branchen lassen. Verlassen solche Branchen den Standort Deutschland, dann hat der Staat weniger Einnahmen. Doch diese Einnahmen sind dringend nötig, möchte man eine Energiewende erzielen.
Und zu der Energiewende gehören Erneuerbare, das steht fest. Doch wie dieser Plan umgesetzt wird, muss anders angegangen werden. Verbote können nicht die adäquate Herangehensweise sein.
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