Regional einkaufen: Warum Spargel, Erdbeeren und Co. aus heimischem Anbau Mehrwerte bieten
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Regional einkaufen hat zahlreiche Vorteile. Bei Erdbeeren, Spargel und Co. sind zwei: Geschmack und gesunde Inhaltsstoffe. Foto: Pixabay.com/RitaE
Alle reden über die steigenden Preise. Die Lösung für viele Konsumenten: Möglichst billig einkaufen. Hierbei ist vor allem die Herkunft und die Qualität der Lebensmittel mehr und mehr egal. Ein Verband liefert nun sechs gute Gründe, Obst und Gemüse aus heimischem Anbau den Vorzug zu geben. Einer hiervon gilt dem Klima, dem jeder etwas Gutes tun kann, wenn er regional und auch am besten saisonal einkauft.
Regionale Produkte: Besonders frisch und gesund
Obst und Gemüse verliert ab dem Zeitpunkt der Ernte jede Menge Vitamine und Mineralien durch Luftkontakt, Wärme und Lichteinfluss. Tag für Tag im 2-stelligen Prozentbereich. Bei Raumtemperatur gelagert, an einem Tag sogar bis zu 50 Prozent, der guten, gerne verzehrten Inhaltsstoffe.
Frisches Obst und Gemüse, das lange Transportwege und Lagerzeiten hinter sich hat, ist daher recht inhaltsleer, was sich übrigens auch im Geschmack eindeutig äußert.
Beispiel Erdbeeren. Selbst wenn in Deutschland von Anfang Juli bis etwa Ende Juli Erdbeeren Saison haben, dann werden sie aus europäischen Ländern oder Nordafrika importiert, da die deutsche Produktion nicht ausreicht. Reisezeit: 3 – 10 Tage bis in den Supermarkt. Reife Erdbeeren haben keine weiße Schulter und sind nur sehr kurz haltbar. Laut Bundeszentrum für Ernährung landen im Jahre 2018 77.000 Tonnen Erdbeeren aus Spanien in unseren Geschäften. Sehr oft leider mit wenig Geschmack, dank der tendenziell unreifen Ernte und aufgrund der langen Lieferwege und Lagerzeiten.
Dagegen regional erzeugte, im Idealfall am Tag der Ernte im (Hof-)Laden gekaufte Erdbeeren, aber auch Spargel, Salat, Radieschen, usw. sind da ganz anders. Im Fall der Erdbeere: Reif, geschmacklich in der Regel super und mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitamin C.
Regional einkaufen: Qualität und Umweltfreundlichkeit garantiert
Pestizideinsatz beispielsweise ist in Deutschland gut geregelt. Hohe Umwelt- und Sozialstandards werden eingehalten. Laut dem Umweltinstitut München ist etwa in Deutschland angebautes Gemüse am wenigsten mit Schadstoffen belastet.
Problematisch ist auch der Anbau in manchen Ländern wie Spanien, was illegale Arbeiter angeht. In Almeria, dem größten Gemüseanbaugebiet Europas, sollen Tausende illegaler Arbeiter unter widrigen Bedingungen in selbstgezimmerten Barracken leben. Zudem wird dort der Wasserbedarf praktisch nur aus Großteils illegalen Brunnen gedeckt. Nochmals zum Beispiel Erdbeeren: Pro Kilo Früchte sind durchschnittlich 280 Liter Wasser nötig. Während dieser Bedarf in Deutschland praktisch komplett durch Niederschlagswasser gedeckt wird, stammt es dort aus den kritisch zu betrachtenden Brunnen.
Regional einkaufen: Gut für`s Klima

Rrgional produziertes Obst und Gemüse – oft auch Fleisch oder Fisch – ist klimafreundlicher. Oft sehr deutlich. Foto: Pixabay.com/Silviarita
Lange Transporte durch halb Europa im Kühl-LKW, so kommen viele frischen Lebensmittel zu uns in den Laden. Das belastet die Verkehrswege und produziert jede Menge klimaschädliches Kohlendioxid.
Kommen Obst und Gemüse aus Südeuropa per LKW, dann belastet dies im Beispiel Spargel, das Klima um 30 Prozent mehr als jene aus dem heimischen Anbau. Noch eklatanter ist Flug-Obst und Gemüse in Sachen CO2. Bis zu 170-mal höher ist der Schadstoffausstoß bei frisch eingeflogenen Lebensmitteln, sagt der UGB, Verein für Unabhängige Gesundheitsberatung, verglichen mit Lebensmitteln aus heimischem Anbau. Dies ist etwa bei Spargel aus Peru der Fall, dessen Menge immerhin 15 Prozent des deutschen Spargelkonsums ausmachen.
Auch jenseits der heimischen Saison werden Erdbeeren aus Ägypten, Israel oder Südafrika eingeflogen. Zwar ist der Anteil an Flugobst und -Gemüse mit 0,2 Prozent der gesamten in Deutschland konsumierten Lebensmittel gering, doch die Schadstoffbelastung durch die Flüge macht satte 10 Prozent aller Lebensmitteltransporte in Deutschland aus. Ebenfalls eingeflogen werden beispielsweise
- Grüne Bohnen u.a. aus Kenia,
- Avocados, Mangos und Papaya (versch. Länder),
- Frischer Rotbarsch und Goldbarsch aus Island,
- Obst und Gemüse aus Thailand, West- und Ostafrika.
Wer Spargel, Erdbeeren und Co. in der Saison aus der Nähe kauft, trägt aktiv etwas zum Klimaschutz bei.
Mal abgesehen davon sind heimische Produkte weniger bis gar nicht von Lieferengpässen betroffen.
Heimischer Spargel und deutsche Erdbeeren nützen der Tierwelt

Regional einkaufen fördert oftmals die Artenvielfalt. So fliegen Wildbienen und andere Insekten (hier: Schwebfliege) auf das Nahrungsangebot von Erdbeeren und Spargel. Foto: Pixabay.com/Bennimax
Ist die Spargelsaison vorbei, dann darf das Gewächs, welches zu den Stauden wie viele mehrjährige Blühpflanzen im Garten, wachsen und blühen. Dies ist im Juni und Juli der Fall. Und das ist gut für Wildbienen, denn sie fliegen richtig auf die Pflanze, die einen hohen Pollen- und Nektarwert aufweist.
Erdbeeren sind erst so richtig schön und groß, wenn sie bestäubt wurden. Bis zum doppelten Gewicht sollen sie so erzielen und dank der Bienen werden 91 Prozent anstatt 53 Prozent (ohne Wind und Bienen) beziehungsweise 67 Prozent (mit Wind) der Blüten erfolgreich bestäubt. Forscher fanden sogar heraus, dass die Früchte durch den Bienenbesuch merklich besser schmecken.
Damit liefern beide Pflanzen heimischen Wildbienen jede Menge Nahrung und dies dann, wenn andere Obstpflanzen bereits verblüht sind. Dies durch den regionalen Einkauf zu fördern ist ein schöner Nebeneffekt.
Regionaler Anbau bewahrt Kulturlandschaft

Wenn mehr Menschen regional einkaufen, würde unsere Kulturlandschaft langfristig geschützt. Foto: Pixabay.com/jpeter2
Spargel- und Erdbeerfelder, aber auch der heimische Obstanbau und Gemüsefelder sind historisch ein typischer Teil der Kulturlandschaft in Deutschland. Werden jene Bauern, die diese Kulturen anbauen, nicht mehr mit dem Kauf ihrer Produkte unterstützt, dann schadet das der Artenvielfalt und die Kulturlandschaft wird eintöniger.
Leider geschah dieser Verlust bereits bei den wertvollen Streuobstwiesen, die einst ganze Landstriche prägten und heute fast alle verschwunden sind.
Familienbetriebe, Arbeitsplätze und Versorgung sichern
Wer kennt es in der jüngsten Vergangenheit nicht – Supermarktauslagen, in denen etwas fehlt. Lieferketten sind in jüngster Zeit gefährdet. Ob sich das in naher Zukunft verbessert, ist zu bezweifeln. Eher eine mehr oder minder drastische Verschärfung wird erwartet. Hier die heimischen Betriebe und den haushaltsnahen Anbau zu fördern, ist mehr als sinnvoll. Lieferketten sind hier kaum ein Problem, erst recht nicht, wenn man beim Direktvermarkter einkauft. Doch selbst beim Discounter und im Supermarkt gibt es Spargel, Erdbeeren, Salat und anderes Obst und Gemüse „aus der Region“.
Fazit: Der regionale Einkauf hat viele positive Facetten. Selbstredend ist er immer auch saisonal. Doch vielleicht ist hier ein Umdenken nötig, denn bereits jetzt zeigt sich: Hat etwas hierzulande keine Saison, dann zogen in jüngster Vergangenheit dank steigender Energiekosten – für beheizte Gewächshäuser, Düngemittel, Transportkosten und so weiter – auch für billiger im Ausland produzierter Produkte mächtig an. Und das geben die Produzenten und Händler an den Konsumenten weiter. Ein Ende dieser Preisspirale ist noch nicht zu sehen. Wenn sich die Situation diesbezüglich nicht ändert, dann werden Tomaten, Gurken und Co. im Winter deutlich im Preis zulegen. Heimisches und Saisonales wird dann vielleicht auch preislich wieder interessanter.
Tipp: Gerade im Winter ist es durchaus sinnvoll, Produkte, die es als Tiefkühlkost gibt, wie etwa Paprika, Brokkoli oder Bohnen, diese frischer Ware aus fernen Ländern vorzuziehen. Sie sind meist in Deutschland saisonal produziert und von den gesunden Inhaltstoffen frischer Ware gleichzusetzen und Weitgereistem sogar überlegen. Regional einkaufen, Auch hier gibt es selten Lieferenpässe. Es sei denn, die Ware ist einfach ausverkauft.